Gescher Wintermorgen  

Ausgewählte Holzschnitte
von Heinrich Everz

Rathaus Münster

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Coefeld Walkenbrueckentor

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Sinnspruch

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Mönsterlänner!

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Burg Vischering

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Harte Köppe

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Coesfeld, am Klinkenberg

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Werth, Mondnacht

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Altena

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Tenne, Hof Farwick

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Heimatkalender 1926

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Zum Leben und Werk von Heinrich Everz

Spruch, Natz Thier
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Am 9. Juni 1882, wurde Johann Heinrich Everz in Lippstadt geboren. Im Jahre 1919, mit 37 Jahren, vertauschte er den Büroschemel mit der Staffelei.

Der bis dahin dilettantierende Zeichner wurde Künstler und widmete sich fortan fast ausschließlich der Holzschnittkunst. Er erhielt bereits zu Anfang der 20er Jahre glänzende Ausstellungskritiken, in denen er rasch zu dem Heimatkünstler des Münsterlandes avancierte. Seine Kunst des Holzschnitts und seine Bilder der westfälischen Heimat nahm man überall mit Wohlwollen, ja mit Begeisterung auf.

Für wenig Geld zu erstehen, hingen in fast allen Häusern und Wohnungen seiner Heimatstadt Coesfeld und ihrer Umgebung- und weit darüber hinaus- die Holzschnitte von Heinrich Everz:

Bilder der Heimat! Er war und blieb bis zu seinem Tode 1967 ein Heimatkünstler, ein Künstler aus dem Volke: ein Volkskünstler!

Heimatkünstler? - Volkskünstler ! - Ein künstlerisches Werk ohne Widerspruch?

Wo doch die Hauptschaffenszeit von Heinrich Everz und die große Sympathie für seine Kunst in den Jahren zwischen 1920 und 1940 lag, muss sich heute Widerspruch regen.

Eine der Fragen, die sich beim Betrachter einstellen könnten, wäre, ob nicht die nationalsozialistische Kunstideologe sich des Werkes von Heinrich Everz allzu gern bemächtigt und seine Kunst in ihrem Sinne ausgelegt hat. Natürlich zählte Everz nicht zu den unbequemen Künstlern für die Machthaber nach 1933.
Seine Bilder und seine Bildmotive entsprachen in der Tat weitgehend den Vorstellungen eines "das Völkische fördernden" Realismus. Doch scheiterte eine Interpretation im Sinne des nationalsozial- istischen Ideengutes an der Allgemeingültigkeit seiner Kunst.

Franz Olernens Gieseking schrieb 1936 in "Heimat und Reich - Monatshefte für westfälisches Volkstum":

"Liebe zur Heimat", zur Natur und zum Volkstum ist der entscheidende Antrieb im Schaffen von Heinrich Everz. Er hängt an jedem Stück seiner Heimat wie an etwas ihm zugehörigen. Er fühlt bei jeder künstlerischen Arbeit den Auftrag in sich, nicht nur etwas künstlerisch Gültiges, sondern auch gegenständlich Wertvolles aus der Heimatlandschaft darzustellen.

Bei ihm ist diese Verbindung zwischen Kunst und Heimatpflege so ausgeprägt wie nur bei wenigen seiner Weggenossen. Everz schaffte aus dem halb unbewussten Trieb heraus, mit seinen Holzschnitten etwas unveräußerlich Wertvolles, aber leider doch Vergängliches festhalten zu müssen.

Die Aufrichtigkeit und Zähigkeit des Westfalen hat ihm dazu den Weg gebahnt und ihn seiner Art, seinem ehrlichen, Streben nach Natur- und Heimatnähe unverändert treu bleiben lassen."

Baumberge Winter
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Das künstlerische Anliegen von Heinrich Everz, wie es in den Worten Giesekins sehr deutlich getroffen wurde, war in seiner Geradlinigkeit so eindeutig und entsprang einer so allgemein gültigen Geisteshaltung, schöpfte außerdem aus so alten Tugenden und Traditionen, dass eine ideologische und kulturpolitische Vereinnahmung schlecht möglich war. Und so lesen sich denn die zahlreich erhaltenen Ausstellungsrezensionen von 1933-1944 eigentlich genauso wie die aus den Jahren vor oder nach dem "Dritten Reich", in Zeitungsartikeln an vielen Orten, wie auch in Rundfunkreportagen und
Interviews manifestierte sich immer wieder die Integrität des Menschen Heinrich Everz, der wider Willen zu einem auch bei den Parteigenossen hochgeschätzten Künstler geworden war.

Das bedeutete allerdings nicht, dass man dem Privatmann und Katholiken Heinrich Everz nach 1938 keine Schwierigkeiten gemacht hätte, vielmehr
glaubte man, seine Zurückhaltung und Kritik gegenüber der NSDAP aufdecken zu
können. Die Zugehörigkeit der Tochter zum "Katholischen Deutschen Frauenbund"
und die Nichtmitgliedschaft des Sohnes in der HJ sowie Heinrich Everz persönliches Engagement für den Deutschen Caritas-Verband und andere kirchlich orientierte Hilfsorganisationen brachten ihn vorübergehend in Bedrängnis. Seine deutlichen Erklärungen für sein christliches und soziales Eintreten gegenüber Bedürftigen und sein Hinweis, dass solches Tun nicht Gegenstand einer Rüge durch die Partei sein könne, haben sich im brieflichen Nachlass von Everz erhalten.

Novembertag
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Die enge Fixierung von Heinrich Everz auf seine westfälische Heimat, auf die Sehenswürdigkeiten und kulturgeschichtlichen Denkmäler des Münsterlandes und des Emslands, der Landschaften am Niederrhein und im Sauerland, entsprang der verstärkten Hinwendung zu Werten, die sich unter dem weiten Begriff der Heimatliebe und Heimatpflege sammelten, wie sie kennzeichnend waren für die ersten drei Jahrzehnte nach 1900 in Deutschland.

Heinrich Everz, dessen künstlerische Anfänge um 1910, mit Sicherheit vor dem Ersten Weltkrieg zu datieren sind, hat also eine Jugend erlebt, die angefüllt und erfüllt war von der Pflege des Heimatgedankens, der dann zehn Jahre später, nach dem Erleben grausamster Landes- und Kulturzerstörungen durch den Menschen, in so deutschen Sondererscheinungen wie dem "Wandervogel" und der Jugendbewegung gipfelten. Dieser Teil Zeitgeist, der wilhelminische Ära und Weimarer Republik verband, hat Heinrich Everz und seine Kunst geformt.

In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg begann sich Heinrich Everz als Dilettant in seiner Freizeit mit Zeichnen und Malen und mit dem Holzschnitt zu beschäftigen. In den Kriegsjahren nur kurze Zeit zum Dienst an der Waffe verpflichtet, lernte er den aus Köln stammenden Zeichenlehrer, Holzschneider und Maler Philipp Reisdorf kennen, der ab 1916 am Gymnasium in Coesfeld tätig war. Ihm verdankte Everz wertvolle künstlerische Unterweisungen und auch den Rat, sein zeichnerisches Talent ganz für den Holzschnitt einzusetzen. Aus dem Jahre 1917 stammt einer der ersten erhaltenen
Holzschnitte, ein sehr vom Expressionismus beeinflusster "Christuskopf", mit gratigen Messerschnitten in die Holzplatte gekerbt und mit großen schwarzen Flächen gedruckt. Doch dann kam der Wandel.

Jesus Christus
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"Durch und durch Landschafter - das ist Heinrich Everz", so schrieben bald die ersten Kritiker. 1919 gab der inzwischen vom Handlungsgehilfen zum leitenden Angestellten mit Prokura aufgestiegene Heinrich Everz seine Stellung bei der Firma Crone auf, - nicht ganz ohne die erstaunliche Erfahrung für ihn, dass er sein Leben als Künstler und Holzschneider meistern könnte. Denn dem überaus fleißigen, dabei nebenberuflich tätigen Holzschneider und Graphiker waren die frisch gedruckten Blätter nur so aus den Händen gerissen worden.

Als Zeichner zog er fortan durch Städte und Dörfer durch die Landschaft des Münsterlandes. Die Motive seiner Holzschnitte waren die Kirchen und Wasserburgen, die stillen Gassen und Winkel, Sehenswürdigkeiten und Sagenumwobenes. Das waren die Dinge, die auch der einfache Betrachter verstand, Motive aus seiner Umgebung, mit denen er sich identifizierte - eine Kunst, die schlicht und ehrlich und gutes Handwerk war, still und ohne Aggressionen, ganz anders als die Kunst in den großen Kunstzentren Deutschlands, in denen der Expressionismus, der Futurismus und die vielen anderen internationalen Ismen wie ein "Sturm" durch Galerien und Salons
tobten.

Torhaus Holtwick
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Heinrich Everz pries man wegen seiner Nähe zu dem deutschen Romantiker Ludwig Richter! Die Betrachter seiner Bilder suchten die Ruhe, auch die heile Welt, die in den 20er Jahren alles andere als heil war.

So schrieb Franz Willi Vernekohl im Münsterschen Anzeiger vom 22.06.1921: "Everz ist ein verträumter Romantiker, ganz am Alten hängend - seinem Wesen als echter Westfale entsprechend nicht angekränkelt von hochmodernen Kunstrichtungen mit gesuchten Zielen!" - Nicht von ungefähr hat man in Heinrich Everz den Romantiker gesehen. Auch wenn die Kritiker mit dieser Klassifizierung stets nur seine Geisteshaltung zu charakterisieren versuchten, so ist das 19. Jahrhundert ohne Zweifel die künstlerische Heimat von Heinrich Everz gewesen.

In seiner Kunst des Holzschnitts folgte Everz mehr als andere seiner Zeit Künstlern wie Julius Schnorr von Carolsfeld (1794- 1872), Alfred Rethel (1816- 1859) oder Adolf Menzel (1816 - 1905), um nur die großen Holzschnitt-Graphiker des 19. Jahrhunderts zu nennen.

Von der bedeutenden Entwicklung des expressionistischen Holzschnitts- von Emil Nolde, Ernst Ludwig Kirchner über Karl Schrnitt-Rottluff bis zu Georg Tappert und Käthe Kollwitz - blieb er unbeeinflusst. Mit Augustinus Heumann, der 1885 in Münster geboren, bereits 1919 in Köln starb, vertrat Everz die neue westfälische Holzschnittkunst, wenngleich Heumann mit seinen religiösen und sozialen Bildinhalten stets den "Gegenpol zu Everz" in den münsterländischen Kunstausstellungen dieser Jahre vertrat.

Seine Holzschnitte sind keine blutleeren Photographien, sondern jede Darstellung - darin liegt gerade die Stärke des Künstlers - lebt. Seele liegt in ihrer Stimmung. Fast jedes Bild ist die Komposition eines tiefen, inneren Erlebnisses.

Borken, unter der Tremse
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Nach 1921 erschienen unter Federführung von Fritz Budde die "Bücher der roten Erde", ein mehrbändiges Sammelwerk von Erzählungen und Gedichten von kultur- und geistesgeschichtlichen Essays über Wesen und Art Westfalens und seiner Menschen. Heinrich Everz war einer der ersten münsterländischen Künstler, die als lllustratoren dabei mitwirkten. Was Wunder, wenn fortan Landkreise, weitreichende Publikationsebenen erschlossen: die Buchillustration Heimatverbände und Vereine bei ihm um Illustrationen für ihre Publikationen nachsuchten.

Everz hat diese Auftragsarbeiten mit großer Freude übernommen, weil sich ihm damit neue Eindrücke und Kenntnisse von bemerkenswerten Landschaften, Orten und Denkmälern erschlossen. 1923 erschien der Ahauser Kreiskalender mit seinen Holzschnitten, 1924 der Heimatkalender für den Kreis Rees, neben dem des Kreises Meppen 1925 sind der "Kevelaerer Wallfahrts- und Marienkalender für das Jahr 1926" und wiederum der des Kreises Ahaus aus demselben Jahr zu erwähnen.

Auftragsarbeiten für Buchillustrationen bestimmten auch weiterhin sein Schaffen: 1935 war es die Knappschafts-Berufsgenossenschaft in Bochum, die Holzschnitte von ihm erbat.

Im selben Jahr 1935 stellte sich Heinrich Everz erstmals als Maler in einer Ausstellung im Saal des "Westfälischen Hofes" in Coesfeld vor. Der Reichssender Köln berichtete ausführlich über diese Ausstellung. Heinrich Everz war auf dem Höhepunkt seines Künstlertums, er war ein gesuchter Gesprächspartner. Dichter, Schriftsteller und Literaten, wie der Münsteraner Karl Wagenfeld (1359 - 1939), der bei Kleve lebende Augustin Wibbelt (1862 - 1947) oder die Coesfelder Mundartdichter Bernhard Happe und Natz Thier gehörten fortan zu seinen Freunden. Für Augustin Wibbelt illustrierte Everz zwei Erzählbände: 1940 den Industrie-Verlag Essen erschienenen Band "Die Erbschaft" und 1941 das im Fels Verlag Wilhelm Spael in Essen verlegte Buch "Das vierte Gebot".

Auf seine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfeinerte Kunst des Holzschnitts machten die beiden vom Umfang der gezeigten Arbeiten bedeutenden Einzelausstellungen im Falkenhof-Museum in Rheine und im Kunsthaus der Stadt Bocholt 1963 und 1965 ein weiteres Mal aufmerksam.

Der Ruhm der Holzschnitte von Heinrich Everz erwies sich nach Jahren der Zurückhaltung im Ausstellungswesen als ungebrochen.

Dorflinde   Mühle im Hertener Wald
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